Venen veröden – oder auch Venensklerosierung – ist eine Methode der Krampfaderbehandlung, die bereits mehrere 100 Jahre alt ist. Bereits im 17. Jahrhundert erfolgten erste Versuche, Krampfadern durch Einspritzen eines Wirkstoffes zu verschließen. Seitdem wurden vielfältige Medikamente entwickelt und auch ausprobiert, um einen dauerhaften Verschluss von Krampfadern zu erzielen – mit mehr oder weniger Erfolg.
Polidocanol einziger in Deutschland zugelassener Wirkstoff beim „Venen veröden“
Übrig geblieben ist heute in Deutschland offiziell nur noch das Polidocanol in verschiedenen Konzentrationen von 0,25% bis 3%. Polidocanol ist der einzige in Deutschland offiziell zur Verödung von Krampfadern zugelassene Wirkstoff. Dieses Medikament kann sowohl in flüssiger als auch in schaumartiger Konsistenz (durch Vermischung mit Luft im Verhältnis 1:4) verwendet werden. Schaum ist dabei das aggressivere und potentere Medium und wird gerne bei größeren Krampfadern verwendet.
Abzuraten ist von der häufig propagierten Injektion von hochdosierter Kochsalzlösung, da die Wirkung schlechter ist als beim Polidocanol und die Komplikationsrate als auch der Preis für die Behandlung höher sind.
Wie funktioniert das „Venen veröden“?
Der Wirkstoff Polidocanol führt über eine Reizung der Veneninnenwand zu einer Entzündung derselben und in deren Folge schrumpft die Vene („verödet“) innerhalb der nächsten Wochen nach der Behandlung. Je größer der Durchmesser der zu behandelnden Vene ist, umso höher wird die dafür notwendige Konzentration des Polidonacol oder direkt die Schaumform gewählt.
Welche Venen können verödet werden?
In der Regel können alle Krampfadern mit Polidocanol verödet werden. Je kleiner die Krampfadern, umso besser ist auch das Langzeitergebnis. Insbesondere die kleinen Besenreiser eignen sich hervorragend für eine Flüssig-Sklerosierung (Verödung) und können damit sogar besser als mit einem Laser behandelt werden.
Dies wurde in mehreren Studien belegt. Ihren Namen haben diese feinen, hauptsächlich kosmetisch störenden oberflächlich gelegenen Krampfadern ihrer Erscheinungsform zu verdanken: Sie erinnern an das früher häufig verwendete Reisig, welches zu Besen zusammengebunden wurde. Daher der Name Besenreiser.
Wie erfolgt das „Venen veröden“ praktisch?
Bei der Verödungungstherapie wird der Besenreiser mit einer feinen, scharf geschliffenen Nadel, welche auch ein Diabetiker zur Injektion von Insulin verwendet, punktiert. Anschließend wird eine geringe Menge des flüssigen Sklerosierungsmittels in den Besenreiser injiziert. Dieser verschwindet dabei sofort durch die Verdrängung des Blutes durch die Sklerosierungsflüssigkeit. Dies ist das sichere Zeichen, dass die Vene getroffen wurde und das Medikament seine Wirkung entfalten kann. Kurze Zeit danach erscheint die rötliche Blutfüllung allerdings erneut und der Besenreiser bildet sich dann innerhalb von 3-6 Wochen vollkommen zurück.
„Venen veröden“ mit der Schaum-Methode
Größere sichtbare Krampfadern, welche unter der Haut gelegen sind, können nach der gleichen Methode behandelt werden. In diesem Fall verwendet man besser die Schaumform des Polidocanols. Dabei wird das ursprünglich flüssige Medikament im Verhältnis 1:4 mit Luft vermischt und zu einem Schaum verarbeitet. Dieser Schaum ist potenter als die Flüssigform und kann daher größere Venen sehr gut verschließen. Zur Punktion der Vene wird die Nadel, welche in diesem Fall die Größe wie bei einer normalen Blutabnahme hat, ultraschallgesteuert in die Vene eingebracht und die Verteilung des Schaumes in der Vene kann mit dem Ultraschallgerät genau kontrolliert werden.
Mit der Schaummethode kann sogar die große Stammvene am Bein auf der Innenseite bzw. Rückseite (Vena saphena magna bzw. parva) verschlossen werden. Allerdings sind die Langzeitergebnisse hier schlechter als nach einer minimalinvasiven operativen Behandlung der Stammvene mit Laser oder Radiofrequenz. Eine Schaumverödung der großen Stammvene stellt also immer eine Therapie der zweiten Wahl dar, falls ein Patient nicht operiert werden kann oder operiert werden möchte.
Ergebnisse beim „Venen veröden“
Mit Ausnahme der Behandlung der großen Stammvene (siehe oben) sind die Ergebnisse der Flüssig- oder Schaumverödung einer Krampfader mit Polidocanol gut. Um die Ergebnisse nach der Behandlung noch zu verbessern, sollten Sie im Anschluss daran für 14 Tage entsprechende Kompressionsstrümpfe der Klasse II tagsüber tragen. Von einer Verödung mit hochdosierter Kochsalzlösung wird aus den bereits genannten Gründen abgeraten.
Welche Gefahren lauern beim „Venen veröden“?
Eine der häufigsten Komplikationen nach Verödung einer Krampfader ist die Entwicklung von bräunlichen Flecken im Verlauf der ehemaligen Vene. Dieses Risiko der sogenannten bräunlichen Hyperpigmentierung beträgt knapp 15 %. Dieses Risiko steigt noch, wenn die so behandelte Krampfader für anschließend 6 Wochen der Sonne ausgesetzt wird. Daher sollte eine Verödungstherapie nicht vor einem geplanten Sommerurlaub sondern erst danach erfolgen.
Häufig beobachtet der Patient nach der Schaumverödung einer größeren Krampfader deren Verhärtung und einen ziehenden Schmerz in der Nähe der Verhärtung. Dies ist Folge der Verödung und kann mehrere Wochen anhalten.
Weitere Risiken sind die Entwicklung einer tiefen Beinvenenthrombose (Risiko unter 1 Prozent) oder die Entstehung von Entzündungen im Bereich der behandelnden Vene. Sollte es zu einer oberflächlichen Gerinnselbildung kommen, welche durch Ausbildung kleinster bläulicher Knötchen in der Vene erkenntlich wird, ist eine Eröffnung des Befundes mit Stichelung und Exprimieren (Ausdrücken) der Gerinnsel notwendig, um eine spätere bräunliche Pigmentierung zu vermeiden. Diese Risiken sind nach Anwendung von hochkonzentrierter Kochsalzlösung noch erhöht.
Ihr Phlebologe wird Sie auf die entsprechenden Verhaltensmaßnahmen und Warnhinweise nach der Behandlung aufmerksam machen und ein entsprechendes Komplikationsmanagement vorhalten, sollte es im Rahmen der Verödung doch einmal zu einem Problem gekommen sein.