Krampfadern entfernen im Wandel der Zeit
Musste bis zum Ende des vergangenen Jahrhunderts noch jede Krampfader der Stammvene mit der klassischen Stripping-Operation – also dem operativen Ziehen der Krampfader – über einen Schnitt in der Leiste erfolgen, so sind heute die schonenden, sogenannten endovenösen Verfahren die Behandlungsmethode der ersten Wahl. Die Bezeichnung „endovenös“ meint dabei, dass sich der Eingriff im Inneren der Vene abspielt – allen voran die Lasertherapie und die Radiofrequenzablation, dicht gefolgt vom neuesten Verfahren: dem Venenkleber.
Krampfadern entfernen mit Laser oder Radiofrequenz
Beim Laser- oder Radiofrequenzverfahren führt der behandelnde Arzt über eine kleine Punktion eine Sonde in die erkrankte Stammvene auf der Vorder- oder Rückseite des Beines ein und bringt diese bis zur Einmündung derselben in die tiefe Vene (meist in der Leisten- oder Kniebeuge) vor. An der Spitze der Sonde erzeugt dann der Laser oder die Radiofrequenz Hitze mit Temperaturen bis zu 120° Celsius in der Vene, die zu einem „Verschweißen“ der Venenwand beim langsamen und schrittweisen Zurückziehen des Katheters führt. Die Vene muss also nicht mehr wie früher mit mehreren Hautschnitten aus dem Bein herausgezogen werden, sondern kann während der Behandlung im Bein verbleiben. Das hat mehrere entscheidende Vorteile, auf die im Folgenden ausführlicher eingegangen wird. Die so geschädigte Vene wird in den nächsten Monaten vom Körper in einen bindegewebigen Strang umgewandelt und dann schließlich abgebaut. Die gesamte Behandlung erfolgt unter ständiger Kontrolle mit dem Ultraschall, auch als „Auge des Phlebologen“ bezeichnet. Mit diesem „Auge“ können während des Eingriffes alle Therapieschritte genau überwacht und präzise gesteuert werden. Um das umliegende Gewebe vor der Hitzeeinwirkung zu schützen, wird um die Vene herum sterile Kochsalzlösung wie eine Art Kühlmittel in das Bein eingespritzt. Je nach Wunsch des Patienten kann der Eingriff in einer leichten Schlafnarkose oder in örtlicher Betäubung erfolgen, wobei dann der Kühlflüssigkeit ein lokales Betäubungsmittel beigemischt wird.
Vorteile beim schonenden Krampfadern entfernen
Die Vorteile dieser Methode sind immens:
- Deutlich geringere Verletzung des die Vene umgebenden Weichteilmantels, weil die Vene nicht mehr herausgezogen werden muss und damit viel weniger schmerzende Blutergüsse (Hämatome) nach dem Eingriff entstehen.
- Durch den geringeren Weichteilschaden wird der gesamte Körper weniger belastet und die Infektionsgefahr liegt niedriger als beim offenen Operieren.
- Kompressionsstrümpfe müssen nach der endovenösen Therapie nur zwei und nicht wie früher sechs oder mehr Wochen nach dem offenen Eingriff getragen werden.
- Insgesamt kommt es zu einer schnelleren Wiedererlangung der Mobilität und bereits am Folgetag kann der Patient seinen Alltag/Beruf in der Regel wieder aufnehmen.
- Blutverdünnende Medikamente müssen zum Eingriff nicht abgesetzt werden.
- Der Eingriff erfolgt nahezu immer ambulant.
Krampfadern entfernen mit dem Venenkleber
Das aktuell schonendste aber auch teuerste Behandlungsverfahren ist der sogenannte Venenkleber. Dabei wird in einer kleinen örtlichen Betäubung von ca. 1 cm Durchmesser die erkrankte Venen unter Ultraschallkontrolle punktiert und ein kleiner Katheter in den gesamten erkrankten Abschnitt der Vene eingebracht. Über diesen Katheter wird dann der Klebstoff (Cyanoacrylat) punktförmig appliziert und durch Druck von außen mit der Hand die Venenwand ähnlichem wie mit einem Sekundenkleber verklebt.
Der größte Vorteil gegenüber den Hitzeverfahren mit Laser oder Radiofrequenz liegt in der fehlenden Hitzeeinwirkung auf das umliegende Gewebe und es muss auch keine Kühlflüssigkeit eingespritzt werden. Der Patient steht unmittelbar nach dem Eingriff vom Behandlungstisch auf, ist sofort voll mobil und kann seinen Alltag und seine berufliche Tätigkeit noch am selben Tag vollständig wieder aufnehmen. Auch Kompressionsstrümpfe müssen nach der Behandlung mit dem Venenkleber nicht getragen werden. Leider aber ist es das aktuell teuerste Behandlungsverfahren von allen beim Krampfaderleiden der Stammvene und allein der Klebstoff kostet bereits über 1.000,- Euro. Viele private Krankenkassen übernehmen mittlerweile die Kosten für dieses Verfahren, die gesetzlichen Krankenkassen tun dies aber nicht.
Krampfadern entfernen – wann welche Therapie und wie hoch sind die Kosten?
Fragen Sie Ihren behandelnden Arzt nach den verschiedenen Therapieverfahren und ihren Vor- und Nachteilen. Viele Wege führen nach Rom und so gibt es auch für genau Ihren Befund oftmals mehrere Therapiemöglichkeiten Ärzte, die sich auf die Behandlung von Venen spezialisiert haben (sogenannte Phlebologen), bieten in der Regel alle Behandlungsverfahren an und werden Sie bezüglich Ihres individuellen Befundes über das für Sie beste Therapieverfahren in einem ausführlichen Gespräch informieren.
Inzwischen übernehmen viele gesetzliche Krankenkassen die schonenden endovenösen Verfahren (Laser und Radiofrequenz), deren Kosten zwischen ca. 1.200,- Euro für ein Bein und ca. 1.800,- Euro für beide Beine liegen. Viele gesetzliche Kostenträger zahlen aber weiterhin nur die klassische Stripping-Operation. Welches Verfahren von Ihrer Krankenkasse übernommen wird, können Sie ganz einfach bei Ihrem Versicherer anfragen. Die privaten Kassen übernehmen die Kosten für Laser und Co. eigentlich immer.