Was ist ein „Lipödem“?

Das Lipödem ist eine Fettverteilungsstörung des Fettgewebes mit Betonung der Ober- und Unterschenkel, der Hüften und gelegentlich auch der Arme. Das Unterhautfettgewebe ist dabei schmerzhaft und berührungsempfindlich. Vermutet wird ein hormoneller Auslöser für die Entstehung eines Lipödems. So kann es beispielsweise im Rahmen der ersten Monatsblutungen, nach Schwangerschaften oder aber auch mit Eintritt der Wechseljahre zur Entwicklung eines Lipödems kommen.

Die beiden US-amerikanischen Mediziner Allen und Hines beschrieben 1940 erstmalig das typische Erscheinungsbild des vermehrten Fettgewebes an den Beinen, welches nahezu ausschließlich bei Frauen auftritt, und gaben ihm den Namen „Lipödem“. Leider ist diese Bezeichnung irreführend, da beim Lipödem kein Ödem im eigentlichen Sinne – also keine Wassereinlagerung im Fettgewebe – vorkommt.

Ganz selten können auch einmal Männer von einem Lipödem betroffen sein.

Diagnostik

Das körperliche Erscheinungsbild ist in der Regel geprägt von einer Vermehrung des Unterhautfettgewebes an Oberschenkel und Hüften oder auch an den Armen in Kombination mit einer schlanken Taille bzw. einem schlanken Oberkörper. Häufig findet sich ein Unterschied in der Kleidergröße zwischen Ober- und Unterkörper von bis zu zwei Konfektionsgrößen. Allerdings gibt es auch Patientinnen, die keine größeren Fettverteilungsstörungen haben und trotzdem an einem Lipödem leiden, da sie über Schmerzen im Unterhautfettgewebe der Extremitäten klagen. Auch normalgewichtige Frauen mit einem normalen BMI können ein Lipödem entwickeln.

Wichtig für die Diagnosestellung „Lipödem“ ist das Vorliegen einer Schmerzhaftigkeit des subkutanen Fettgewebes. Liegen keine Schmerzen vor, so handelt es sich um eine einfache Fettverteilungsstörung des Unterhautfettgewebes. Oftmals wird das Fettverteilungsmuster vererbt. Blaue Flecken können spontan hinzutreten, müssen aber nicht. Die Schmerzhaftigkeit des Unterhautfettgewebes beim Lipödem resultiert nach dem heutigen Stand der Forschung aus einer Entzündungsreaktion im Fettgewebe. So haben feingewebliche Untersuchungen des abgesaugten Fettgewebes von Lipödem-Patientinnen vermehrte Entzündungszellen zwischen den Fettzellen nachweisen können.

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Häufig wird das Lipödem in die Stadien I-III eingeteilt:
Stadium I: glatte Hautoberfläche
Stadium II: unebene Hautoberfläche
Stadium III: überhängende Fettanteile

Diese Einteilung ist jedoch sehr subjektiv und spiegelt oftmals nicht das Beschwerdebild der Patientin wider. So gibt es Patientinnen mit einem weit fortgeschrittenen Lipödem im Stadium III (Fettschürzen), die aber nur sehr wenig Schmerzen haben und andererseits Patientinnen mit einem nur gering erhöhten Körpergewicht (Stadium I) aber deutlichen Beschwerden.

Können bildgebende Untersuchungen ein Lipödem nachweisen?

Nein. Egal ob Lipödem oder nur Übergewicht – stets sieht das Fettgewebe im Ultraschall oder MRT gleich aus. Beide Untersuchungen sind daher nicht hilfreich zur Diagnosestellung eines Lipödems. Zudem konnten bis heute beim reinen Lipödem sowohl im Ultraschall als auch im MRT keine Wassereinlagerungen im Fettgewebe im Sinne eines „Ödems“ festgestellt werden.

Wichtig ist der Ultraschall aber dennoch: Mit ihm können eine tieferliegende Venenschwäche oder Krampfadern als weitere Ursache geschwollener und schmerzhafter Beine ausgeschlossen werden. Die Ultraschall-Untersuchung der Beinvenen gehört daher standardmäßig zur Lipödem-Diagnostik und erfolgt auch in meiner Sprechstunde regelmäßig.

Therapiemöglichkeiten bei Lipödem

Aktuell findet ein Wandel in der Sichtweise auf das Lipödem und seine Therapie statt.

Der bis heute nicht erbrachte Flüssigkeitsnachweis beim Lipödem lässt eine manuelle Lymphdrainage zur Entstauung der Flüssigkeit im Fettgewebe, wie sie häufig verordnet wird, als nicht sinnvoll erscheinen.

Anders verhält es sich mit dem Tragen von Kompressionswäsche: Diese kann das überschüssige Fettgewebe zwar nicht „wegdrücken“, aber die Beschwerden der Patientin deutlich lindern, da durch Kompression eine Reduktion von Entzündungsvorgängen erzielt und dadurch Schmerzen gelindert werden können. Dies stützt auch die These von der Entzündung des Unterhautfettgewebes als Ursache des Schmerzes beim Lipödem.

Die zentrale Therapie beim Lipödem besteht in einer Kontrolle des Körpergewichts durch Kontrolle der Kalorienzufuhr und einer ausreichenden körperlichen Bewegung. Diäten sind kontraproduktiv, da sie durch den Jo-Jo-Effekt das Körpergewicht meist dauerhaft erhöhen. Sinnvoll ist die nachhaltige Ernährungsumstellung, bei Bedarf auch unter Einbeziehung einer Ernährungsberatung.

Viel körperliche Bewegung und Sport – vorzugsweise zum Muskelaufbau, um den täglichen Grundumsatz zu erhöhen – sind ebenfalls wichtig. Dabei muss Muskelaufbau und Sport keinesfalls in einem Fitness-Studio stattfinden, auch Trainieren mit dem eigenen Körpergewicht zu Hause oder im Freien baut Muskulatur auf.

Sollten diese Maßnahmen nicht zu einer Besserung der Beschwerden führen oder hartnäckige Problemzonen der Fettverteilung bleiben, so können diese durch eine Liposuktion (Fettabsaugung) mit sehr guten Erfolgsaussichten beseitigt werden.

Die Fettabsaugung (Liposuktion)

Was passiert bei einer Fettabsaugung (Liposuktion)?

Bei der Fettabsaugung werden gezielt Regionen mit überschüssigem und schmerzhaftem Unterhautfettgewebe operativ angegangen. Das Fett im Innenraum der Bauchhöhle kann nicht abgesaugt werden, lediglich das Fettgewebe unter der Haut ist einer Absaugung zugänglich. Bei der Liposuktion wird eine dünne Saugkanüle über einen kleinen Hautschnitt von knapp 1 cm Länge an der gewünschten Stelle unter die Haut eingebracht und dort das vermehrte Fettgewebe abgesaugt. Es gibt verschieden OP-Techniken, die wasserstrahlassistierte Liposuktion (WAL) ist das aktuell schonendste Verfahren, um überschüssiges Fettgewebe unter der Haut zu entfernen.

Die wasserstrahlassistierte Liposuktion wird auch von mir bei der Fettabsaugung eingesetzt.

Bei dieser Methode tritt aus der Kanüle ein feiner Wasserstrahl aus, der das Fettgewebe in kleinere Teilchen zerlegt und die umliegenden Lymphbahnen sowie Nerven und Blutgefäße schont. Das so zerkleinerte Fettgewebe wird dann über die Kanüle abgesaugt.

Der Eingriff kann sehr gut unter örtlicher Betäubung  durchgeführt werden, das Betäubungsmittel wird dabei dem Wasserstrahl beigesetzt. Möglich ist auf Wunsch des Patienten selbstverständlich auch ein Eingriff unter Vollnarkose zusammen mit einem Anästhesisten. Um eine schnelle Rekonvaleszenz nach der Absaugung zu erreichen, ist es häufig sinnvoll, die abzusaugende Gesamtmenge an Fettgewebe auf mehrere Sitzungen zu verteilen und pro Eingriff jeweils nur 1-2 verschiedene Zonen abzusaugen.

Was passiert mit dem abgesaugten Fettgewebe?

Das abgesaugte Fettgewebe kann auf Wunsch auch in andere Körperregionen wie z.B. Brüste oder Po verpflanzt werden (sog. Fetttransfer oder „Lipofilling“). Auch ein Fetttransfer in das Gesicht ist möglich. Um ein Anwachsen der Fettzellen am neuen Standort zu ermöglichen, sollten pro Körperregion in der Regel nur bis zu 300 ml Fettzellen eingebracht werden.

Wie ist der Verlauf nach einer Liposuktion?

Abhängig von der abgesaugten Körperregion sollten Sie für ungefähr 6 Wochen Kompressionswäsche tragen. In den ersten 3 Wochen sollte die Kompression Tag und Nacht getragen werden. Unmittelbar nach dem Eingriff sind Sie sofort mobil und können meist schon am nächsten Tag Ihren Alltag wieder aufnehmen. Bereits am Folgetag des Eingriffes ist Duschen wieder möglich. Die Hautschnitte werden mit Klammerpflastern verschlossen. Sie verheilen in den folgenden 2-3 Wochen in der Regel problemlos und hinterlassen später nur sehr kleine Narben, welche oftmals nicht mehr wahrgenommen werden.

Wann und wem hilft eine Liposuktion?

Die Liposuktion ist kein Allheilmittel gegen Übergewicht. Bei massivem Übergewicht ist es zunächst sinnvoll, das Körpergewicht durch Ernährungsumstellung und körperliche Bewegung zu reduzieren. Sollten dann Regionen verbleiben, die weiterhin schmerzhaft oder optisch beeinträchtigend sind (sog. „Problemzonen“), können diese durch eine Fettabsaugung gezielt beseitigt werden.

Häufig kann der Abnehm-Prozess auch durch die Liposuktion in seinen verschiedenen Phasen unterstützt werden, um der Patientin das Abnehmen zu erleichtern.

Die Fettabsaugung (Liposuktion) ist somit Teil eines Gesamtkonzeptes, dessen zentrale Bausteine die Umstellung der Ernährungsgewohnheiten und ausreichend körperliche Bewegung sind.

Behandlung des Lipödems in meiner Praxis

In einem Erstgespräch mit Erhebung der Anamnese und des Lokalbefundes sowie bei Bedarf einer Ultraschalluntersuchung Ihrer Beine legen wir gemeinsam eine Diagnose und Therapieplanung fest. Diese reicht von der konservativen Therapie (Ernährungsumstellung, körperliche Bewegung und ggf. Kompressionstherapie) hin zur stadiengerechten Therapie einer Liposuktion (Fettabsaugung). Die Kosten für eine Liposuktion richten sich dabei nach der Anzahl der zu behandelnden Areale. Auch nach einem Eingriff bin ich Ihr direkter Ansprechpartner und begleite Sie in der Zeit danach.

Kosten für die Liposuktion nach GOÄ

Beratungsgespräch

Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass wir gesetzlich dazu verpflichtet sind, die Beratung in Kosten zu stellen

Fettabsaugung 1 Region

Wasserstrahl-Technik WAL

Fettabsaugung 2 Regionen

Wasserstrahl-Technik WAL

Fettabsaugung Unterschenkel

Wasserstrahl-Technik WAL

Lipotransfer einer Region

Fettverpflanzung / Lipofilling

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine Liposuktion?

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat im Jahre 2019 entschieden, dass in einer Pilot-Studie zunächst die Kosten für eine Liposuktion ausschließlich im Stadium III bei ausgewählten Patienten durch die gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Grundvoraussetzung zur Aufnahme in die Studie ist ein BMI bis maximal 40 kg/m2 und eine erfolglose sechsmonatige konservative Therapie. Die Indikation für eine Liposuktion muss zur Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenkasse von einem Facharzt für Plastische Chirurgie oder von einem chirurgisch tätigen Facharzt gestellt werden.
Bei einer Liposuktion durch einen Privatarzt werden die Kosten für die Behandlung von den gesetzlichen Krankenkassen grundsätzlich nicht übernommen.